Nein! Nein! Und nochmal Nein! Warum Provisionsregelungen unter Freiberufler:innen und Selbstständigen Bullshit sind

Nein! Nein! Und nochmal Nein! Warum Provisionsregelungen unter Freiberufler:innen und Selbstständigen Bullshit sind

5%, 10%, 15%? Darf es noch etwas mehr sein? Provisionsregelungen unter Freiberufler:innen, Selbstständigen und Agenturen regen mich tatsächlich auf. Aber jemand muss es ja mal ansprechen. Aufhänger für diesen Artikel ist übrigens ein Erlebnis, dass ich vor einiger Zeit hatte. Also ist es mal wieder Zeit einen Artikel für die Kategorie Suspicious Business zu verfassen.

Was ist passiert?

Einfache Geschichte: Ich bekomme einen Anruf von einer neuen Kund:in. Benötigt wird eine neue Website. Das Design steht schon. Sie muss nur noch in einem CMS umgesetzt werden. Ich habe Zeit und wir einigen uns in weiteren Telefonaten auf die genaue Vorgehensweise. Beiläufig erfahre ich im Erstgespräch, dass ich von einer anderen Kund:in empfohlen worden bin.

Ca. einen Monat nach dem Erstgespräch erhalte ich von der Kund:in, welche mich vermittelt hat, einen Anruf in dem diese 10% Provision auf alle zukünftigen Aufträge mit der neuen Kund:in verlangt. Das sei selbstverständlich und üblich. Um es kurz zu machen: Nach einer längeren Diskussion und mehreren Gesprächen einigten wir uns darauf in Zukunft so zu verfahren.

Was stört mich daran?

Es sind gar nicht die 10%, die ich für diese Kund:in und deren Projekte in diesem konkreten Fall abgeben muss. Mich stört das ganze System generell. Mich stört, dass es da draußen Menschen gibt, die glauben, dass derartige Regelungen zum guten Ton gehören. Die glauben, dass es selbstverständlich ist bei Vermittlungen einen Betrag abzuführen. Oder die glauben, dass es völlig normal sei, sich bei einer Vermittlung bei dem Vermittelnden aktiv nach der abzuführenden Provision erkundigen zu müssen. Mich stört, dass es letztlich die Kund:in ist, die das mit einem Mehraufwand oder einem höheren Stundensatz bezahlen muss. Mich stören die Geheimnisse gegenüber der Endkund:innen, die von der Provision, oft nichts wissen. Aber was mich am meisten nervt, ist die Tatsache, dass die Tätigkeit des Vermittelns an sich meist sehr beiläufig passiert. Es ist ein kurzer Moment, für den dann eine Person oft über Jahre bezahlen muss. Es tut mir leid! Aber ich sehe die Leistung nicht. Ja. Auch ich habe Jobs vermittelt bekommen und bin dankbar dafür. Aber ich sehe die Leistung trotzdem nicht. Und lass dir nicht erzählen, die Leistung sei das, was vorher schon mit der Zusammenarbeit einer Kund:in, die vermittelt wird, aufgebaut wurde. Das wurde schließlich bereits alles bezahlt! Ich sehe lediglich, dass Menschen abwägen, wem sie jetzt wohl in Zukunft einen Job geben, weil sie dort Provision einstreichen können. Was soll das?

Warum es Provisionsregelungen nicht braucht

Wenn ich im Netzt nach dem Thema suche gibt es einige Artikel, die behaupten, dass diese Praxis gut und nötig wäre. In ihnen wird beschrieben, dass sie wichtig ist, und dass sie Probleme löst. Lass dich nicht für dumm verkaufen! Du brauchst das nicht. Keine braucht das. Nicht diejenige, die den Auftrag entgegennimmt, nicht derjenige, der wen empfiehlt und vor allem braucht das nicht die Kund:in, die das letztlich alles bezahlen muss.

Denke immer daran: Du befindest dich mit deinen Partner:innen, Zuarbeiter:innen, Unterstützer:innen, Subunternehmer:innen und Kund:innen in einem Ökosystem. Darin sollte ein Geben und Nehmen herrschen. Und auch wer viele Aufträge vergibt, erhält letztlich etwas: Nämlich zufriedene und gut betreute Kund:innen von allen Seiten. Das wirkt sich positiv auf alle Beteiligten aus und bringt im besten Fall allen neue Aufträge. Wollen wir, dass es in diesem Ökosystem einzelne gibt, die lieber den unmittelbaren, kurzfristigen Erfolg für sich verbuchen wollen? Ich will es nicht!

Es hat Vorteile, wenn du verzichtest

Letztlich braucht es diese Regelungen nicht. Und das hat viele Vorteile:

  • Du stärkst die Endkund:innen und dein Netzwerk indem alle profitieren
  • Du kannst dir den ganzen Hickhack mit den Provisionsverhandlungen, Verträgen und Anwält:innen sparen
  • Es fühlt sich auch ohne Bezahlung gut an einen Auftrag zu vermitteln und andere Menschen damit wertzuschätzen
  • Es gibt kein Provisionsmodell, was die Kund:in finanzieren muss
  • Es gibt keine Geheimnisse vor der Kund:in
  • Du musst dir keinen Grund aus den Fingern saugen, warum jetzt eine Provision fällig ist