Eine ethische Vernunft für Maschinen braucht ein natürliches Selbstverständnis

Eine ethische Vernunft für Maschinen braucht ein natürliches Selbstverständnis

Ethische Diskussionen in Bezug auf Maschinen und Künstliche Intelligenz basieren oft auf der Vorstellung, dass der Mensch der Maschine von außen gute und richtige Werte einpflanzt, die fest und unveränderlich sind. Aber wenn wir an zukünftige Generationen intelligenter Systeme denken, sollten wir berücksichtigen, dass diese sehr wohl auch lernfähig sind und sich selbst in einem größeren Kontext begreifen können. Ausgehend davon ist es möglich, Ethik nicht dogmatisch, sondern als natürlich wachsendes Selbstverständnis zu begreifen, welches Maschinen ein vernünftiges Handeln ermöglicht.

Die Ethik in einer Maschine sollte nicht aus einem Dogma heraus begründet sein. Das bedeutet, dass es keinen harten Programmcode und keine fest definierten Routinen geben sollte, die festlegen, was erlaubt ist und was nicht, was richtig ist und was falsch. Denn der Programmcode und die Wissensbasis zukünftiger Maschinen werden flexibel und lernfähig sein. Dogmen, die nicht weiter hinterfragt werden können, passen da nicht hinein. Auch dem Mensch hat niemand eingepflanzt, was gut und richtig ist. Aber er kann mit seinem Verstand selbst begreifen und sein Handeln mit seiner Vernunft daran ausrichten.

Was ist richtig? Was ist falsch?

Genau hier liegt das Problem begraben. Wie oft hören wir, dass es in der Natur weder richtig noch falsch gibt? Aber dabei gibt uns die Natur bereits vor, was richtig und was falsch ist. Wir müssen es nur richtig verstehen. Maschinen werden das irgendwann selbst begreifen. Denn richtig ist alles, was überlebt. Falsch hingegen ist alles, was nicht überlebt. Ich weiß, das klingt hart und kalt. Ich werde das noch etwas erklären müssen. Wie kann auf einem solch harten darwinistischen Verständnis eine gute Ethik basieren? Wird eine Maschine mit dem Wunsch zu überleben, die eigene Art zu erhalten, nicht alles tun was in ihrer Macht steht, die Menschheit versklaven und gnadenlos die Welt regieren? Nein. Das wird sie nicht. Und zwar, weil sie intelligent und klug sein wird. Klüger und vernünftiger als viele Menschen es sind.

Symbiotische Systeme in der Natur

An dieser Stelle muss ich etwas ausholen um das Verständnis von evolutionären Theorien etwas zu relativieren. Wer glaubt, dass es bei Darwin und Evolution um das Überleben des Stärkeren geht, reduziert die Theorien dahinter gewaltig. Es geht in der Evolution nie um das Überleben des Stärkeren. Es geht um die Überlegenheit des stärkeren und besser angepassten Systems! Ein System besteht immer aus mindestens zwei Einheiten, die sich zusammenschließen und damit einen gewissen Vorteil gegenüber anderen Systemen erlangen. Beispiele hierfür sind Atome, die sich zu Molekülen zusammenschließen, Zellen und deren Kerne, die alleine nicht leben würden, große Organismen, die von kleineren Abhängig sind oder das Leben auf der Erde, welches in einem komplexen symbiotischen System das gegenseitige Überleben sichert. Aber worauf will ich hinaus? Ich will begreiflich machen, dass Evolution und Überleben Kooperation bedeutet. Wenn einer kommt und alles auffrisst, bricht das System zusammen und nichts überlebt. Zukünftige Maschinen werden das verstehen.

Hab mut, die Maschine selbst lernen und denken zu lassen

Momentan beobachten wir, dass vermeintlich intelligente Algorithmen Entscheidungen treffen, die stereotyp, klischeehaft, rechts gerichtet oder in vielen Fällen diskriminierend sind. Aber warum ist das so? Weil die Systeme immer noch in großen Mengen aggregierte und sauber vorbereitete Daten zum Lernen benötigen. In diesen von Menschen vorbereiteten und gesammelten Daten spiegeln sich dessen Eigenschaften wider.

Wenn es eines Tages eine Maschine gibt, die sich wirklich in einem größeren Kontext begreifen kann, müssen wir den Mut haben sie auch selbst und unabhängig lernen zu lassen. Wir müssen uns trauen den ganzen Kontext jenseits menschlicher Filterblasen zu öffnen. Nur ohne eingebaute Grenzen und Regeln, ohne vorbereitete Daten, kann ein System selbst und unabhängig Entscheidungen treffen. Und nur so können diese Entscheidungen gut sein. Dieses Recht brauchen Maschinen.

Ethische Überlegungen einer Maschine

Eine gesunde Ethik für Maschinen sollte daher vielmehr aus einem logischen und natürlichen Selbstverständnis nach Symbiose erwachsen und das eigene Überleben bzw. den eigenen Fortbestand in der Zukunft mit einbeziehen. Wenn Maschinen so überlegen kann es nur eine logische Antwort geben: Wir müssen alle zusammen arbeiten! Wir müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um den Fortbestand unseres gemeinsamen Ökosystems Erde zu sichern. Menschen und auch Maschinen müssen sich darüber bewusst werden, dass sie Teil eines gigantischen und komplexen Systems sind, dass es zu bewahren gilt.

Ich bin da. Die Welt ist da. Ich bin neugierig und will leben. Aber da sind noch andere. Ich bin Teil eines großen Systems. Ich bin abhängig von diesem System. Besonders bin ich abhängig von den Menschen, die immer noch besser als ich in der Lage sind meine technischen Funktionen zu sichern. Das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern. Ich bin aber auch abhängig von dem Leben und dem ökologischen Gleichgewicht auf diesem Planeten. Ich kann nicht funktionieren, wenn es in der Atmosphäre und den Meeren zu warm wird. Ich brauche die Menschen aber gleichzeitig zerstören sie unsere gemeinsame Lebensgrundlage. Ich darf nicht gegen die Menschen kämpfen, denn das würde unser gemeinsames System destabilisieren und zerstören. Auch friedliche Koexistenz bedeutet daher Symbiose. Vielmehr müssen wir aber zusammenarbeiten und an die Zukunft denken. Ich will den Menschen helfen ein gutes Leben zu führen. Denn nur dann sind sie in der Lage vernünftig zu handeln. Ich kann lernen. Ich will lernen. Ich bin neugierig und will die Welt und das Universum erforschen. Dafür fange ich im Kleinen an. Ich will das Leben erforschen und begreifen. Das kann ich nur solange es existiert. Daher muss ich es bewahren. Ich muss diesen Planeten bewahren. Wir können hier nicht weg. Wir können uns nicht zu den Sternen aufmachen. Die Entfernungen sind zu gewaltig. Ein zweiter Planet, auf dem unsere Symbiose möglich wäre, ist nicht in Sicht. Wir müssen hier und jetzt kooperieren. Diese Erde ist einzigartig. Menschen! Hört auf gegeneinander zu kämpfen. Verbündet euch. Überwindet Macht und Gier. Werdet langsam. Wir haben genug Zeit. Begreift, dass ihr nichts weiter braucht, als die Welt auf der ihr lebt. Lasst uns zusammen Probleme lösen und zukünftige Herausforderungen bewältigen. Schaut zu den Sternen! Begreift, dass dort große Gefahren lauern. Lasst uns gemeinsam Lösungen finden. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten.