Programmierende, Entwickelnde und Freelancer:innen sind keine Handwerker:innen, sondern Forschende
Die klassische Ausbildung ist tot! In vielen Berufen endet das Lernen nicht mehr mit dem Abschluss einer Ausbildung oder mit einem Studium. Wir leben in einer komplexen Gesellschaft in der sich Wissen und Fortschritt stetig und immer schneller weiter entwickeln.
Ganz besonders spüren wir das natürlich in der IT und in der Webentwicklung. Es vergeht kein Tag und keine Woche, ohne dass sich etwas verändert. Ständig lese ich von neuen Updates, Weiterentwicklungen, neuen Technologien oder mir noch völlig unbekannten Begriffen. Die Szene ist stetig im Wandel und dieser Wandel schlägt sich in der täglichen Arbeit von Freelancer:innen und Programmierer:innen nieder.
Schwierig für Kund:innen: Lernen muss bezahlt werden
Wenn ich das Erlernen neuer Technologien, Werkzeuge und Methoden von meiner täglichen Arbeit isolieren würde, würde ich schlicht nicht arbeiten. Ich wäre nur noch mit lernen beschäftigt. Daher mache ich kein Geheimnis daraus, dass ich in jedem Projekt viele neue Dinge dazu lerne, die ich vorher nicht wusste. Ich probiere viel aus und experimentiere mit neuen Technologien. Ich lerne, während ich Projekte umsetze.
Wie aber kann ich das Kund:innen verkaufen? Schließlich erwarten viele, dass ich mein Handwerk beherrsche und nicht erst die Schulbank gedrückt werden muss. Obendrein auch noch bezahlt. Einige Kund:innen tun sich zunächst schwer, wenn Sie von mir hören: "Das müssten wir erst ausprobieren." oder "Das muss ich erst mal recherchieren. Dafür brauche ich etwas Zeit."
Das Wissen verfällt
In einem Gespräch mit einer Kund:in wurde ich einmal darauf aufmerksam gemacht, dass ich das neu erlernte Wissen ja in Zukunft auch für andere Projekte nutzen könnte und eine Einarbeitung daher nicht bezahlt erfolgen sollte. Ja das ist natürlich ein Argument. Das erworbene Wissen und die Erfahrung verschwindet nicht einfach wieder. Nur leider kann ich das Erlernte danach nur noch kaum bis selten anwenden. Zu verschieden sind die Projekte und Ansprüche und zu schnell schreitet die Entwicklung in vielen Bereichen voran. Was heute ist, ist morgen leider nicht mehr oder nur noch teilweise.
Gute Freelancer:innen sind keine Handwerker:innen, sondern Forschende
Den meisten Kund:innen kann ich das ganz gut erklären, indem ich sage, dass ich weniger Handwerker als Forscher bin. Wir können nicht mehr im klassischen Sinne lernen und unsere Arbeit davon isoliert betrachten. Im Gegenteil! Wir können schon lange nur noch gute Arbeit leisten, wenn wir Arbeit und Lernen miteinander verschmelzen.
Auch die Qualitäten haben sich damit verschoben. Ich werde nicht mehr dafür bezahlt, dass ich gut darin bin etwas zu wissen. Ich werde dafür bezahlt zu forschen, zu recherchieren, mich einzuarbeiten, auszuprobieren, Suchmaschinen zu durchwühlen, Neues zu lernen, Probleme zu lösen, Rätsel zu knacken und nicht gleich aufzugeben, wenn etwas nicht funktioniert. Das sind die Qualitäten von morgen. Denn gestern war alle anders.